„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.“Psalm 19:2 Liebe Gemeinde,wir sind in der Mitte des Jahres angekommen – im Sommer, jener Jahreszeit, in der viele Menschen die Nähe Gottes auf eine besondere Weise in der Natur erleben. Beim Spazierengehen, Wandern oder einfach beim Sitzen im Grünen spüren wir: Es tut gut, die geschlossenen Räume hinter sich zu lassen. Die Weite der Natur lädt uns ein zum Durchatmen, zum Bewegen, zum Wahrnehmen – mit allen Sinnen. Wir fühlen uns lebendig, verbunden mit der Welt – und manchmal auch ganz nah bei uns selbst.Ob wir an einem Fluss entlangradeln, das Spiel des Lichts auf dem Wasser beobachten, einen Berggipfel erklimmen und die Aussicht genießen, oder am Meer entlanggehen, immer weiter – oft ist es, als wären wir dabei ganz bei uns. Die Natur schenkt uns Momente der Stille, der Freiheit, des Glücks. Die Schönheit der Schöpfung, das Licht, die Farben, der weite Himmel – sie berüh-ren unsere Seele. In solchen Augenblicken spüren wir: Gott ist da – still, freundlich, lebendig.Die große Mystikerin Hildegard von Bingen sprach von der „Grün-kraft“ – einer Lebenskraft, die in allem wohnt: in Pflanzen, Tieren, Menschen, ja sogar in Steinen. Diese Kraft bringt Frische, Erneue-rung, Heilung. Auch Anselm Grün, Benediktinermönch und spiritueller Autor, erinnert immer wieder daran, dass die Natur ein Ort der Gottesbegegnung ist – ein Raum der Geborgenheit und Schönheit, wie wir sie vielleicht mit der Fürsorge einer Mutter ver-binden. Nicht ohne Grund sprechen wir von „Mutter Natur“.Auch die Bibel kennt diese Erfahrung. Der Psalmbeter schreibt: „Die Himmel erzählen die Ehre Got-tes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk“ (Psalm 19:2). Die Natur ist für ihn kein Zufallsprodukt, sondern ein sichtbarer Ausdruck von Gottes Größe. Wer mit offenem Herzen in der Natur unterwegs ist, kann spüren: Der Himmel wird zur Kanzel, der Wind zur Predigt, die Schöpfung zur Offenbarung.Gerade im Sommer haben viele von uns mehr Zeit und Gelegenheiten, draußen zu sein – im Gar-ten, beim Spaziergang, im Urlaub oder einfach auf dem Balkon. Vielleicht gelingt es uns, mit dem Herzen zu sehen und dem Staunen Raum zu geben. In all dem spricht Gott zu uns – durch Farben, Formen, Geräusche und Stille. Die Schöpfung lädt ein zum Gebet, zur Dankbarkeit, zur Einkehr.Und doch: Bei aller Freude an der Natur – vergessen wir in diesen Monaten nicht auch unsere Gemeinschaft als Kirche. Die Sommerzeit kann eine Gelegenheit sein, Gottesdienste einmal anders zu erleben. Im Urlaub, fern von zu Hause, kann es bereichernd sein, einen Gottesdienst zu besuchen – in einer fremden Kirche, in einer anderen Sprache oder Tradition. Solche Begegnungen öffnen oft neue Perspektiven auf den Glauben und verbinden uns mit Christinnen und Christen welt-weit. Denn Gottesdienst bedeutet: innehalten, danken, sich stärken lassen – auch und gerade dann, wenn wir unterwegs sind. Gott macht keine Sommerpause.Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sommer – mit offenen Augen, einem dankbaren Herzen und immer wieder kleinen Momenten des Staunens über die Schönheit der Schöpfung.GebetGuter Gott, dein Himmel spannt sich über uns – weit, offen und voller Leben.Die Natur erzählt von deiner Größe, von deiner Güte und Schönheit. Wir danken Dir für den Som-mer, für Licht und Wärme, für das Aufatmen, das Innehalten, das Staunen. Hilf uns, mit offenen Augen durch deine Schöpfung zu gehen. Lass uns achtsam sein für das, was uns umgibt, und dank-bar für all das Gute, das du uns schenkst. Gib uns ein Herz, das sich berühren lässt – vom Gesang der Vögel, vom Duft der Blumen, vom Spiel des Lichts auf dem Wasser. Und lass uns darin etwas von dir erkennen, denn Du bist da – in allem, was lebt. Dafür loben wir dich. Heute und alle Tage. Amen.In herzlicher Verbundenheit,Ihre Pfarrerin Sandra Gintere