Auf ein Wort
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„Ihr solltet sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“ Liebe Gemeinde, wer von uns weiß noch, was die Buchstaben „s.c.j.“ bedeuten, mit denen die Menschen früher die Terminangaben ergänzten? Wer kennt noch das Prinzip, das sich hinter diesen drei Buchstaben verbirgt, nämlich „sub conditione iacobea“ zu deutsch: „unter der Bedingung des Jakobus“ oder auch bekannt als „jakobäischer Vorbehalt“? In der Vergangenheit war dies ein bekanntes biblisches Prin- zip, das bedeutete: „Wenn es Gott gefällt und wir am Leben sind, dann werde ich dieses oder jenes tun“. Diese alte christliche Lebensweisheit, die uns im Jakobusbrief überliefert ist, erinnert uns daran, dass die Zukunft und insbesondere die geplanten Ereignisse dem Willen Gottes unterliegen. Aber passt diese Erkenntnis noch in unsere Zeit und in unser Lebensgefühl? Steht sie nicht im Widerspruch zu einem der wichtigsten Werkzeuge unserer Zeit, dem Terminkalender? Der Terminkalender ist Ausdruck unseres Selbstbewusstseins als denkende und planende Menschen. Wir planen unser Handeln langfristig, über Wochen, Monate, oft Jahre hinweg. Wir haben das Gefühl, unseren Lebensweg uneingeschränkt planen, gestalten und verändern zu können. Aber Gottes Wort erinnert uns daran, dass wir nicht die einzigen Herren unseres Lebens und unserer Zeit sind. Und genau das haben wir als neu fusionierte Gemeinde buchstäblich erlebt, als kurz nach dem feierlichen und fröhlichen Vereinigungsfest am 9. Mai Pfarrer Steinmann erkrankte und seinen Dienst vorerst nicht mehr ausüben kann. Plötzlich gibt es nicht mehr zwei Pfar- rer in der Gemeinde, sondern eine Pfarrerin, die so viel wie möglich tun muss, damit das Leben in der Gemeinde weiter gehen kann. Wären wir heute besser dran, wenn wir den „jakobinischen Vorbehalt“ ernster genommen hätten? Vielleicht weiß das keiner von uns. Und die Überlegung, was wir anders hätten machen können, um besser auf diese Situation vorbereitet zu sein, hilft uns auch nicht wirklich weiter. Die entstandene Situation darf uns nicht in die Resignation treiben oder uns davon abhalten, Pläne für die Zukunft zu schmieden, sondern muss uns dazu veranlassen, zumindest in unseren Gedanken nach unseren Vorhaben „s.c.j.“ zu schreiben. Das bedeutet aber auch, dass wir offen sein müssen für mögliche Veränderungen in unseren Plänen. Ich glaube, genau das will uns der Apostel Jakobus sagen: Es gibt kein Verbot des Planens, sondern ein Gebot des Planens: Sich bewusst zu sein, dass alle unsere Lebenspläne nur vorläufig sind. In letzter Instanz sind wir selbst nicht in der Lage zu garantieren, dass unsere Absichten und Pläne aufgehen werden. Letztlich entscheidet Gott, ob sie Wirklichkeit werden oder nicht! Wir können aber versuchen, in der Situation, die Gott uns gegeben hat, das Beste daraus zu machen, im Vertrauen, dass Gott unser Leben in der Hand hat. Dieses Vertrauen in Gottes Leitung, diese Offenheit für die unvermeidliche Veränderungen in der Leben unserer Gemeinde wünsche ich mir selbst und uns alle! Und ich merke, wenn ich einen neuen Termin in meinen Terminkalender eintrage, klingt in meinen Gedanken „sub conditione iacobea“ – „unter dem Vorbehalt des Jakobus“, „s.c.j.“. Wenn der Herr will, werde ich leben und dies oder jenes tun. In herzlicher Verbundenheit, Ihre Pastorin Sandra Gintere
Pfarrerin Dr. Sandra Gintere
Evangelische FriedenskirchengemeindeHochsauerland